Multireligiöser Gebets- und Andachtsraum Klinikum Ludwigsburg

Umbau und Erweiterung des Raums der Stille


BGF ca. 40 m2
LPH 1 – 6
Planung/Ausführung 2015 – 2016
Künstlerische Gestaltung transluzentes Bild, Nische: Gabriele Musebrink

Im Krankenhaus geht es für Patienten und Angehörige oft um existenzielle Erlebnisse wie Geburt, Krankheit und Sterben. Hier treffen aber auch Menschen unterschiedlichster Kulturen und Religionen auf einander. Meist fehlt ein intimer Rückzugsort, um zur Ruhe zu kommen, zu beten oder zu meditieren. Diese Lücke schließt im Klinikum Ludwigsburg nun der neu gestaltete multireligiöse Gebets- und Andachtsraum. Im engen Dialog mit den lokalen Repräsentanten der christlichen und muslimischen Religion ist ein heller klar gegliederter Raum entstanden, der das Gleichgewicht zwischen Entschiedenheit und Offenheit wahrt.

Schon an der Eingangstür signalisieren die Symbole verschiedener Glaubensrichtungen, dass hier jeder Mensch willkommen ist. Der Besucher wird aufgenommen in einen hellen unaufdringlichen Raum mit einer Ausstattung aus schlichten kubischen Möbeln. Es ist ein Platz zum Durchatmen. Hier wurden bewusst helle Oberflächen mit sanften Strukturen ausgewählt, um einen Ort der Ruhe und Entspannung zu schaffen. Transluzente Vorhänge vor den Fenstern mildern das Tageslicht und blenden die Außenwelt bewusst aus.

Zentrales, den Raum bestimmendes Element ist die Nische mit einem für den Raum geschaffenen abstrakten, transluzenten Kunstwerk der Künstlerin Gabriele Musebrink. Eine im Boden eingelassene Lisene lenkt den Blick vom Eingang direkt dorthin, wie eine Einladung, diesem Weg scheinbar ins Licht zu folgen – denn das Kunstwerk scheint zu strahlen. Es ist hinterleuchtet, entweder mit Tageslicht durch das dahinter liegende Fenster oder eine künstliche Hinterleuchtung. Die verschiedenen Lichtsituationen lassen das Bild immer wieder anders erscheinen und spielen mit den Strukturen aus Farbaufträgen und Spachtelmassen auf dem zarten Gewebe. Eine schlichte Holzbank auf der gegenüberliegenden Seite lädt ein, zu verweilen und in das vielseitige Spiel aus Farbe, Licht und Schatten einzutauchen oder zu einer der angebotenen Schriften auf der seitlichen Ablage zu greifen.

Neben der Nische ist ein schlichtes Kreuz aus Metallstäben montiert, die von der Künstlerin ebenfalls bearbeitet wurden. Bei christlichen Gottesdiensten dient ein fahrbarer Tisch als Altar. Über dem Bild ist eine arabische Kalligraphie mit dem Wort „bismillah“ („Im Namen Gottes“) angebracht. Die Ausrichtung der Nische und der Linie im Boden entspricht der für Muslime relevanten Gebetsrichtung nach Mekka. Dieses gleichberechtigte Nebeneinander von christlichen und muslimischen Elementen kann als Symbol für den Dialog der Religionen miteinander verstanden werden.

Bei der Farbwahl für das Bild stimmten Innenarchitektin und Künstlerin sofort überein, dass das Bild vordergründig blau sein sollte, da dies die Farbe der geistigen Versenkung ist. Blau vermag beim Betrachter Assoziationen wie Weite, Unendlichkeit, nächtliche Stille, Entspannung und Vertrauen auszulösen. Dieser Farbakzent wird bei den Glasmosaikfliesen im Separee mit Waschbecken seitlich der Nische noch einmal aufgegriffen – dem Ort der Erfrischung. Geschützt durch eine raumhohe Schiebetür ist hier auch der Platz für rituelle Waschungen.

Auf der Rückseite des Raumes finden in einem großen Einbaumöbel alle wichtigen Utensilien wie Gebetbücher, Gebetsteppiche, Meditationskissen, Flyer, Piano und Stühle Platz, so dass ein schnelles Umräumen für die vielen unterschiedlichen Nutzungen des Raumes möglich ist. Weiter ist hier auch ein Wandschirm integriert, den die Betenden bei Bedarf ausziehen können, so dass ihre Intimsphäre gewahrt bleibt.